Im Rahmen der Berichterstattung zum Bürgerentwcheid wurde unser Vorsitzender Jan Wiltsch gebeten drei Fragen zu beantworten. Hier lesen Sie die Antworten in voller Länge - den Artikel verlinken wir am Ende.
NT: Warum sollen die alten Schulgebäude abgerissen werden?
Wiltsch: Nachdem ursprünglich eine Sanierung mit Ersatzneubau geplant war, hat eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ergeben, dass ein Erhalt der Gebäude nur durch eine aufwendige Kernsanierung möglich ist. Diese ist freilich nicht unmöglich, jedoch besteht bei aufwendigen Altbausanierungen immer das Risiko immenser Kostensteigerungen, zum anderen müsste der Unterricht für die gesamte Sanierungsdauer ausgelagert werden – vermutlich in Container, da wir in Kirchenthumbach über keine Ausweichgebäude verfügen. Auf dieser Grundlage wurde vom Gemeinderat mehrheitlich ein Neubau beschlossen, der aufgrund mangelnder Ausweichflächen auf dem jetzigen Areal im Ortstzentrum entstehen sollte. Für die Planungen im Architektenwettbewerb wurde hierfür die gesamte Fläche inkl. Bestandsgebäude als überplanbar ausgewiesen. Im Wettbewerb gab es nun Entwürfe, die einen Neubau nur mit vorherigem Abriss ermöglichten – was ebenso eine Container-Lösung zur Folge hätte – oder beispielsweise den Gewinnerentwurf: Dieser sieht einen Neubau neben dem Bestandsgebäude vor, sodass eine Beschulung auch während der Bauphase möglich ist. Auch können Busspur und Turnhalle nach Fertigstellung sinnvoll weiter genutzt werden. Aufgrund baurechtlicher Abstandsflächen und Brandschutz ist ein Abbruch nach Fertigstellung aber notwendig und unumgänglich.
Es zeigt sich also, dass der Abbruch jederzeit Bestand der Neubauplanungen war.
NT: Welche Nutzung ist bei einem Abriss der Gebäude für die frei werdende Fläche denkbar und was ist dafür notwendig?
Wiltsch: Die jetzigen Neubau-Pläne beinhalten bereits einen Pausenhof und einen Schulgarten und auch die Umgestaltung für die neu erschlossenen Flächen mit Parkplätzen, etc. ist voll in der Kostenschätzung beinhaltet. So ist es denkbar, dass die künftige Freifläche nach dem Abbruch der Gebäude nicht ausschließlich für die Schule genutzt wird, sondern stattdessen einen modernen Treffpunkt inmitten des Ortskerns bietet: So könnten nicht nur einige Parkplätze für Gottesdienstbesuche und die Festlichkeiten im Ortskern errichtet werden, auch einige Spielgeräte würden den Platz aufwerten. Als zentrales Highlight könnte aus Abbruchsteinen eine Art kleines „Amphietheater“ im Hang errichtet werden, das zum einen für Unterricht im Freien, aber an Wochenenden und in den Abendstunden auch für kulturelle Freiluftveranstaltungen für jedermann nutzbar ist. Konzerte, Autorenlesungen, Kino, Vereinsfeste und vieles andere wären an dieser Stelle so denkbar. Gerade im ländlichen Raum sind Kultur und Natur doch stark verbunden und hier könnte mit kreativen Ansätzen – wo sich auch alle Bürger*innen gerne einbringen können – ein zentraler Platz für Jung und Alt inmitten unseres Ortszentrum geschaffen werden. Evtl. kann man hier mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) oder anderen Förderern sogar gute Fördersätze generieren.
NT: Wie würde sich ein Erhalt der alten Gebäude auf die Pläne für das neue Schulhaus auswirken?
Wiltsch: Vermutlich kämen die Neubaupläne vorerst zum Stillstand. Da aber der Sanierungsaufwand sowohl dem Landratsamt als auch der Regierung/Opf. bekannt sind, muss die Kommune hier schnellstmöglich handeln. Egal wie also das Bürgerbegehren ausgeht, Investitionen in die Schule – egal an welchem Standort – haben absolute Priorität! Sollte es dazu kommen, dass die Kommune einen Schulneubau und den Erhalt/Umnutzung der Gebäude stemmen muss, so ist auch klar, dass vorerst nur ein Projekt realisiert werden kann – und das wird die Schule sein, weil es sich hierbei um eine kommunale Pflichtaufgabe handelt. In diesem Fall würde insbesondere das Elisabethenheim weiter verkommen und auch für die Schulgebäude würde ich persönlich nicht von schnellen Maßnahmen ausgehen.
Dem jetzigen Beschluss liegen jahrelange Planungen, Überlegungen, Diskussionen und Abwägungen zu Grunde – das Ergebnis ist ein Neubau mit der Möglichkeit neue Ideen auf der künftigen Freifläche zu entwickeln. Für die Kommune ein enormes Entwicklungspotential.
Im Gemeindebereich befinden sich noch weitere alte Gebäude, die aus unserer Sicht erhaltenswerter wären und ebenso Platz für die Ideen der Interessengemeinschaft böten – auch hierfür wäre eine zeitnahe Realisierung verschiedener Maßnahmen vom Tisch, weil die Kommune dies finanziell nicht stemmen könnte.
https://www.onetz.de/oberpfalz/kirchenthumbach/buergerentscheid-kirchenthumbach-bestehenden-schulgebaeuden-id3101596.html