In einem vorherigen Artikel haben wir bereits auf die Wirtschaftlichkeits- und Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2018 verwiesen, die Grundlage für ein Umdenken im Gemeinderat hin zu einem Neubau war. In die damalige Studie nicht eingeplant war die OGTS und so wurde sie zwar stets mitgedacht, nicht aber in der Kalkulation aufgeführt. Da diese in der Modulation I Sanierung/Teilneubau im Raumprogramm nicht möglich gewesen wäre, hätte ein errechneter Neubau der OGTS (unabhängig von Modulation I Sanierung/Neubau oder Modulation II Neubau) eine gleiche Preissteigerung auf beiden Seiten zur Folge gehabt. Aus diesem Grund wurde auf eine separate Ausweisung verzichtet.
Der in Folge des Studie ausgelobte Architektenwettbewerb war übrigens ein sog. Realisierungswettbewerb, d.h. der Wettbewerb diente nicht der Ideensammlung sondern hatte eine konkrete Planung zum Ziel. In der Sitzung des Marktgemeinderates im Februar 2020 wurde der Architektenvertrag für die Leistungsphasen 1-4 nichtöffentlich an dieses Büro vergeben. Im übrigen wurden durch das Gremium mit großer Mehrheit bereits die weiteren Fachplaner beauftragt - was unabhängig zum einstimmigen "Ja" zum Modellentwurf eine zusätzliche Zustimmung darstellt.
In der nun aktuellen Kostenschätzung unterscheidet das Architekturbüro Bauer zwischen Kosten für die Schule und Kosten für OGTS zumal diese auch jeweils mit unterschiedlichen Fördersätzen von der Regierung bedacht werden.
Waren in der Wirtschaftlichkeitsstudie aus 2018 5,39 Mio. € für einen Neubau kalkuliert, so sprechen wir heute (6/2020) von einer Schätzung von ca. 5.786.778,82 Mio € (wobei bei einer Schätzung zum jetzigen Zeitpunkt der Planung Abweichungen von +/- 20% durchaus normal sind).
Unterm Strich sprechen wir also von einer Preissteigerung bei den geplanten Neubaukosten von ca. 7% im Vergleich zur Studie von 2018.
Die geschätzte Gesamtsumme beläuft sich nun also nur deshalb auf 7,5 Mio. €, weil in den neuen Planungen auch die Errichtung einer OGTS berücksichtigt ist, die auch im Falle einer Kernsanierung mit Teilneubau der Bestandsgebäude zwingend notwendig wäre, da diese im Raumplan bislang keinerlei Berücksichtigung fand und durch einen zusätzlichen Anbau realisiert hätte werden müssen. Bezieht man nun die geschätzten Kosten der Modulation I, Generalsanierung, Umbau und Teilneubau, aus 2018 in die Betrachtung mit ein, so lägen hier die veranschlagten Kosten inkl. OGTS nunmehr bei geschätzten knapp 8 Mio. €.
Die Interessengemeinschaft weiß derweil schon heute, dass die Kosten für den geplanten Neubau "explodieren" und auf 10 Millionen Euro steigen werden. Belege dafür gibt es natürlich nicht. Aber 10 Millionen lesen sich eben schön. Ein gutes Beispiel für die "Panikmache", die die Interessengemeinschaft denen unterstellt, die für den geplanten Neubau werben.
Auch die Argumentation, dass einerseits der Schulneubau zwar zu teuer sei, eine Doppellösung mit Neubau UND gleichzeitiger Sanierung aller Bestandsgebäude aber eine gute Idee, ist schwer nachvollziehbar. Zur Finanzierung wird wolkig auf Fördergelder verwiesen, als künftige Nutzungsmöglichkeiten eine kunterbunte Ideensammlung angepriesen. Tatsächlich ist das auch völlig ausreichend, um die Bürgerinnen und Bürger für ein "Ja" zu mobilisieren. Denn irgendwas wird schon jeder in der Ideensammlung finden, das sich gut anhört - wer hätte zum Beispiel nicht gerne "weitere kulturelle Nutzungsmöglichkeiten" in Kirchenthumbach? Eben.
Um ein tatsächliches Nutzungs- und Finanzierungskonzept können sich dann gern wieder andere kümmern, der Gemeinderat nämlich. Der soll dann mit den Planungen, die nach jahrelanger Abwägung aller Vor- und Nachteile endlich zu einem Ergebnis gefunden haben, wieder von vorne beginnen. Ein Ergebnis - daran muss nochmal erinnert werden - das auf faktenbasierten Studien gründet und beim Architektenwettbewerb den einstimmigen (!) Zuschlag aller anwesenden Gemeinderäte aus den unterschiedlichsten Fraktionen, der Schulfamilie und aller Fachleute erhielt. Ein maximal breiter Konsens aller Beteiligten also, die sich mit der Auswahl des Neubau-Entwurfs beschäftigt haben.
Ein "Ja" beim Bürgerentscheid würde all diese gemeinsam durchgeführten und beschlossenen Planungen wieder auf Null setzen. Neue Planungen - dafür muss man kein Prophet sein - würden viele weitere Jahre ins Land ziehen lassen, ein verlängerte Hängepartie also für Schüler, Eltern und Lehrkräfte.
Auch der Blick auf die Kosten ist hier wieder interessant. Für eine neue Planung wären zahlreiche Zusatzausgaben nötig, die bei der Interessengemeinschaft unerwähnt bleiben, z.B.: - Kosten für den Erwerb zusätzlicher Grundstücksflächen - ggf. Erschließungskosten für Ver- und Entsorgung sowie Verkehrsinfrastruktur (je nach Grundstückslage) - Kosten für erneute Ausschreibungen, Beauftragung eines neuen Architekten und neuer Fachplaner (alle bisherigen Planungen wären wertlos) - erwartbare Kostensteigerungen durch zeitliche Verzögerungen (In den vergangenen Jahren sind die Baupreise jährlich um 3-5% gestiegen. Bei einer Bausumme von 7,5 Mio Euro und einer Verzögerung um 3 Jahre ergäben sich daraus beispielsweise Kostensteigerungen zwischen 700.000 € und 1,2 Millionen Euro)
Von den Zusatzkosten, die eine parallele Generalsanierung der alten Gebäude mit sich bringen würde, ganz zu schweigen. Denn auch wenn es staatliche Fördermöglichkeiten gibt: Der Eigenanteil der Kommune würde sich dennoch schnell im Millionenbereich bewegen. Wirtschaftliche Überlegungen waren auch der Grund, warum der Gemeinderat schon im Jahr 2013 den Abriss des Elisabethenheims beschlossen hat. Übrigens unter tatkräftiger Mithilfe zahlreicher Verantwortlicher und Unterstützer der Interessengemeinschaft, die jetzt auf einmal für den Erhalt kämpfen. Woher dieser Meinungswandel kommt, ist ebenfalls fraglich.